Baum-Habitate / Habitatbäume

Jeder Baum ist Lebensraum für unzählige Tiere und Organismen

Was sind Habitatbäume?​

Ein Habitat ist ein Lebensraum – so etwas wie eine Stadt für  Menschen, aber eben für Tiere und Pflanzen. Bäume sind immer Habitate, denn in, unter und an Bäumen leben unzählige Lebewesen. Es sind Zentren der Biodiversität, die wir, so gut es irgendwie geht, schützen sollten. Wenn ein Baum gefällt wird, zerstört man damit immer den Lebensraum beziehungsweise die Lebensgrundlage vieler Lebewesen. Manchmal gibt es keine andere Möglichkeit, als die, den Baum zu entfernen. Wenn sich die Lebenszeit eines Baumes zu Ende neigt oder die Verkehrssicherheit durch Unfälle, Blitzeinschläge oder Nahrungsmangel beeinträchtigt ist, wird er in der Regel gefällt und das Wurzelwerk wird entfernt. Ganz häufig jedoch bietet es sich an, Teile des Baums, wie etwa Teile des Stamms, des Astwerks und die Wurzel als Lebensraum für viele Lebewesen zu erhalten. Der Baum wird dann so geschnitten, dass er die Anforderungen an die Verkehrssicherheit erfüllt. Manchmal bleibt nur ein Stück des Stammes übrig. Dieser Baumrest kann dann von vielen Tieren, Pflanzen und Pilzen als neuer Lebensraum bezogen werden. Ein Habitat entsteht. Das erfüllt nicht gerade die ästhetischen Ansprüche, die wir an einen Baum stellen, aber für den Erhalt unseres Ökosystems ist es sehr wichtig, diese Lebensräume zu erhalten. Und vielleicht ändert sich mit diesem Wissen auch unsere ästhetische Wahrnehmung.

Habitatbäume sehen vielleicht für uns Menschen komisch aus, aber das sehen die Bewohner dieser Bäume deutlich anders. Die Bäume werden sehr schnell besiedelt und dienen fortan als Wohn- und Lebensraum für eine ganze Reihe Vogelarten. Sehr beliebt sind diese kuscheligen Wohnungen bei Spechten, Eulen, Amseln, Rotkehlchen oder Zaunkönigen. Und das bei Halbpension. Denn die Insekten, die sich am Habitatbaum ansiedeln, dienen einigen Vogelarten als willkommene Futterquelle. Aber auch Eichhörnchen und Baummarder nisten sich gerne in Habitatbäume ein und ziehen dort ihre Jungen auf. Auf dem sich weiter langsam zersetzenden Baum bilden sich Pilze, Flechten und Mose. Auf und unter der Rinde leben unzählige Insekten, wie seltene und geschützte Käferarten und natürlich Ameisen. 

Es lohnt sich also, bei der Fällung eines Baumes darüber nachzudenken, ob ein Baum das Zeug zum Habitatbaum besitzt.

Wir beraten Sie gerne!

Eine Fülle an Leben:

Höhlen

Vertiefungen (wassergefüllte Baumhöhlungen, Fraßlöcher

(Spechte), rindenbedeckte Einbuchtungen am Stamm)

Spechthöhlen (Bruthöhlen in verschiedenen Größen,

Höhlenetagen)

Mulmhöhlen (mit oder ohne Bodenkontakt, hohle Stämme,

Asthöhlen)

Bohrlöcher

Insektengalerien

verletzte Stämme / freiliegendes Holz

Kernholz (Stammbrüche, Starkastbrüche, Risse, Spalten,

Blitzrinnen, Risse bei Zwieseln)

Splintholz (Holz ohne Rinde, Brandverletzungen, Rindentaschen)

Überwucherungen

Maserknollen, Rosen, Krebse

Deformierungen der Wuchsform (Hexenbesen,

Wasserreißer)

Kronentotholz

abgestorbene Kronenspitze

tote Äste

abgebrochene Starkäste

feste und schleimige Pilzfruchtkörper

kurzlebige Pilzfruchtkörper und Schleimpilze (einjährige Porlinge,

Myxomyceten, Ständerpilze, große Ascomyceten)

mehrjährige Pilzfruchtkörper / Porlinge

parasitische, epixylische,

epiphytische Strukturen

Pflanzen & Flechten (Strauchflechten,

Blattflechten, Moose, Lebermoose,

Farne, Lianen, Efeu, Misteln)

Nester

Mikroboden (Rinde, Krone)

Ausflüsse

Saftfluss

Harzfluss

Quelle: Habi-App der Berner Fachhochschule BFH, HAFL zur Inventarisierung von Habitatbäumen (vgl. Inventarisierung der Habitatbäume 2017-2018).

Zertifizierter Sachkundiger für Baum-Habitatstruktur – SachBaHa

Die Qualifizierung und Zertifizierung zum Sachkundigen für Baum-Habitatstruktur ergänzt unser Angebot ideal. Dadurch werden Prozesse bei der Baumpflege, bei Baumfällungen für unsere Auftraggeber sehr vereinfacht.

Artenschutz

Als geprüfte Sachkundige für Baum-Habitatstruktur untersuchen und bewerten wir Bäume und Maßnahmen an Bäumen nach artenschutzrechtlichen Aspekten. So wird etwa geprüft, ob gesetzlich geschützte Arten durch Baum- oder auch durch Baumaßnahmen gestört werden könnten – also ob sich geschützte Insektenarten an dem Baum angesiedelt haben, seltene Vögel nisten oder der Baum von Fledermäusen oder vielleicht sogar einem Baummarder bewohnt wird.

Oberste Priorität hat in diesem Fall der Schutz des Tieres. Bei fälligen Baumpflegemaßnahmen, wie etwa zur Herstellung der Verkehrssicherheit eines Baumes oder bei Bauvorhaben werden dann entsprechende Schutzmaßnahmen vorgenommen. Im Zweifelfall und zur endgültigen Beurteilung können dann auch die entsprechenden Behörden und Verbände zu Rate gezogen werden.

Was, wenn es artenschutzrechtliche Bedenken gibt?